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Nut­zung der Finanz­mit­tel des Son­der­ver­mö­gens durch die Länder

Die Bun­des­re­gie­rung will den Weg frei­ma­chen für die Nut­zung der Finanz­mit­tel des Son­der­ver­mö­gens „Infra­struk­tur und Kli­ma­neu­tra­li­tät“ durch die Län­der. Ihre Gesetz­ent­wür­fe „zur Finan­zie­rung von Infra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen von Län­dern und Kom­mu­nen“ (Länder-​und Kommunal-​Infrastrukturfinanzierungsgesetz, DS 21/​1085) sowie „zur Aus­füh­rung von Arti­kel 109 Absatz 3 Satz 6 und Satz 7 des Grund­ge­set­zes und Ände­rung ande­rer Geset­ze“ (DS 21/​1087) wur­den erst­mals beraten.

Mit dem Länder- und Kommunal-​Infrastrukturfinanzierungsgesetz soll der neu ein­ge­füg­te Arti­kel 143h Absatz 2 des Grund­ge­set­zes ein­fach­ge­setz­lich umge­setzt wer­den. Dadurch sol­len die wei­te­ren recht­li­chen Grund­la­gen auf den Weg gebracht wer­den, um den Län­dern und Kom­mu­nen 100 Mil­li­ar­den Euro für Inves­ti­tio­nen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Ziel ist es, dass Län­der und Kom­mu­nen schnell in ihre Infra­struk­tur inves­tie­ren und die Basis für lang­fris­ti­ges Wirt­schafts­wachs­tum schaf­fen können.

Der Gesetz­ent­wurf sieht vor, dass rund 21,1 Pro­zent der Mit­tel nach Nord­rhein­West­fa­len gehen, gefolgt von Bay­ern mit rund 15,7 Pro­zent, Baden-​Württemberg mit rund 13,2 Pro­zent, Nie­der­sach­sen mit rund 9,4 Pro­zent, Hes­sen mit rund 7,4 Pro­zent, Ber­lin mit rund 5,2 Pro­zent, Rheinland-​Pfalz mit rund 4,9 Pro­zent, Sach­sen mit rund 4,8 Pro­zent, Schleswig-​Holstein mit rund 3,4 Pro­zent, Bran­den­burg mit rund 3.0 Pro­zent, Ham­burg mit rund 2,7 Pro­zent, Sachsen-​Anhalt mit rund 2,6 Pro­zent, Thü­rin­gen mit rund 2,5 Pro­zent, Mecklenburg-​Vorpommern mit rund 1,9 Pro­zent, das Saar­land mit rund 1,8 Pro­zent und Bre­men mit rund 0,9 Prozent.

Inves­ti­ti­ons­maß­nah­men könn­ten finan­ziert wer­den, sofern sie nicht vor dem 1. Janu­ar 2025 begon­nen wur­den. Maß­nah­men kön­nen nach dem Gesetz­ent­wurf bis Ende 2036 bewil­ligt wer­den. Die Län­der mit Aus­nah­me der drei Stadt­staa­ten sol­len jeweils fest­le­gen, wel­chen Anteil der ihnen zuste­hen­den Mit­tel für die kom­mu­na­le Infra­struk­tur ver­wen­det wird. Dabei sol­len die Bedürf­nis­se finanz­schwa­cher Kom­mu­nen beson­ders berück­sich­tigt werden.

Der Gesetz­ent­wurf nennt neun Berei­che, in die die Mit­tel für Sach­in­ves­ti­tio­nen vor allem flie­ßen sol­len: Bevöl­ke­rungs­schutz, Ver­kehrs­in­fra­struk­tur, Krankenhaus‑, Rehabilitations- und Pfle­geinfra­struk­tur, Energie- und Wär­me­infra­struk­tur, Bil­dungs­in­fra­struk­tur, Betreu­ungs­in­fra­struk­tur, Wis­sen­schafts­in­fra­struk­tur, For­schung und Ent­wick­lung sowie Digitalisierung.

Der Gesetz­ent­wurf „zur Aus­füh­rung von Arti­kel 109 Absatz 3 Satz 6 und Satz 7 des Grund­ge­set­zes und Ände­rung ande­rer Geset­ze“ besteht aus dem „Strukturkomponente-​für-​Länder-​Gesetz“ und Ände­run­gen des Haus­halts­grund­sät­ze­ge­set­zes, des Sta­bi­li­täts­rat­ge­set­zes und des Sanktionszahlungs-Aufteilungsgesetzes.

Das Strukturkomponente-​für-​Länder-​Gesetz betrifft die Aus­füh­rung des grund­ge­setz­li­chen Auf­trags, die Auf­tei­lung der für die Gesamt­heit der Län­der zuläs­si­gen Kre­dit­auf­nah­me durch ein Bun­des­ge­setz zu regeln. Laut Arti­kel 109 Absatz 3 Satz 1 des Grund­ge­set­zes sind die Haus­hal­te von Bund und Län­dern grund­sätz­lich ohne Ein­nah­men aus Kre­di­ten aus­zu­glei­chen. Im März 2025 hat­te noch der vor­he­ri­ge Bun­des­tag die Sät­ze 6 und 7 neu ein­ge­fügt. Danach ent­spricht die Gesamt­heit der Län­der der Anfor­de­rung des Sat­zes 1 ent­spricht, wenn die durch sie erziel­ten Ein­nah­men aus Kre­di­ten 0,35 Pro­zent im Ver­hält­nis zum nomi­na­len Brut­to­in­lands­pro­dukt nicht über­schrei­ten. Ver­schul­dungs­spiel­raum der Län­der Die­ser eige­ne struk­tu­rel­le Ver­schul­dungs­spiel­raum für die Län­der­ge­samt­heit besteht unab­hän­gig von der kon­junk­tu­rel­len Lage. Die Län­der kön­nen im Rah­men ihrer Haus­halts­au­to­no­mie selbst ent­schei­den, wie sie die­sen Spiel­raum vor dem Hin­ter­grund der regio­na­len und ört­li­chen Gege­ben­hei­ten nut­zen und ver­wen­den wol­len. Gemes­sen am nomi­na­len Brut­to­in­lands­pro­dukt für 2024 wür­de der Ver­schul­dungs­spiel­raum rund 15 Mil­li­ar­den Euro betra­gen. Im Gesetz­ent­wurf ist nun vor­ge­se­hen, dass der Ver­schul­dungs­spiel­raum in Anleh­nung an den König­stei­ner Schlüs­sel zu zwei Drit­teln nach dem Ver­hält­nis der Steu­ern der Län­der nach dem Auf­kom­men zuzüg­lich dem Län­der­an­teil an der Umsatz­steu­er ein­schließ­lich der im Rah­men des Finanz­kraft­aus­gleichs vor­ge­nom­me­nen Zuschlä­ge und Abschlä­ge bei der Umsatz­steu­er­ver­tei­lung und zu einem Drit­tel nach dem Ver­hält­nis der Ein­woh­ner­zah­len auf die Län­der auf­ge­teilt wird.

Nach ein­stün­di­ger ers­ter Lesung erfolg­te die Über­wei­sung der Vor­la­gen an die Aus­schüs­se. Der Haus­halts­aus­schuss ist bei den wei­te­ren Bera­tun­gen der Gesetz­ent­wür­fe federführend.

Bild: Mehr Investionen für mehr Wachstum – das wird auch den Staatshauhalt sichern helfen. Image by Dorothe from Pixabay