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Mei­ne ers­te Rede im Deut­schen Bundestag

Der Deut­sche Bun­des­tag hat­te sich am Don­ners­tag, 5.Juni 2025, mit dem Soli­da­ri­täts­zu­schlag befasst. Die AfD-​Fraktion hat­te dazu einen Antrag vor­ge­legt. Seit dem Aus­lau­fen des Soli­dar­pak­tes II zum 31. Dezem­ber 2019 man­ge­le es dem Soli­da­ri­täts­zu­schlag nach deren Auf­fas­sung an Legitimation.

Klar war, dass der Antrag im Anschluss an die Debat­te zur wei­te­ren Bera­tung an den feder­füh­ren­den Aus­schuss über­wie­sen wer­den soll­te. Feder­füh­rend ist der Finanz­aus­schuss, des­sen Mit­glied ich bin. Ich durf­te daher auch gleich mit mei­ner ers­ten Rede vor dem Bun­des­tag auf die Bedeu­tung des Soli­da­ri­täts­zu­schla­ges ein­ge­hen und ent­lar­ven, was die AfD tat­säch­lich mit ihrem Antrag bewir­ken will.

Es gilt das gespro­che­ne Wort. Hier mei­ne Rede gemäß Pro­to­koll des Deut­schen Bundestages:

Sehr geehr­ter Herr Prä­si­dent! Mei­ne sehr geehr­ten Damen und Herren!

Die AfD bringt heu­te zum drit­ten Mal einen Antrag zur Abschaf­fung des Solis ein – ein alter Vor­schlag, der durch Wie­der­ho­lung erstaun­li­cher­wei­se nicht bes­ser gewor­den ist.

Mei­ne Damen und Her­ren von der AfD, ich wür­de Ihnen ger­ne drei Punk­te mit auf den Weg geben.

Ers­tens: Ihr zen­tra­les Argu­ment ist längst vom Tisch. Sie haben ja immer wie­der behaup­tet, der Soli sei ver­fas­sungs­wid­rig und das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt wür­de die­sen ein­kas­sie­ren. Das Gegen­teil – wir haben es eben schon gehört – ist pas­siert: Karls­ru­he hat die Ver­fas­sungs­be­schwer­de im März ein­deu­tig zurück­ge­wie­sen. Wie­der mal alles hei­ße Luft!

Zwei­tens: Sie behaup­ten, Sie woll­ten mit der Abschaf­fung des Solis die Wirt­schaft um 7 Mil­li­ar­den Euro ent­las­ten. Wir ent­las­ten die Wirt­schaft mit unse­rem Wachs­tums­boos­ter, über den heu­te Mor­gen hier im Haus debat­tiert wur­de, um 12 Mil­li­ar­den Euro. Unse­re Ent­las­tun­gen sind also deut­lich höher, und sie sind auch ziel­ge­rich­te­ter. So, mei­ne sehr ver­ehr­ten Damen und Her­ren, brin­gen wir unse­re Wirt­schaft wie­der nach vorne.

Drit­tens: Sie spre­chen von Ent­las­tung der Bür­ger. Aber 90 Pro­zent der Steu­er­zah­ler zah­len längst kei­nen Soli mehr. Das haben wir schon 2019 geän­dert. Nur die 10 Pro­zent Spit­zen­ver­die­ner, also wer mehr als 89 000 Euro brut­to im Jahr ver­dient, sind noch betrof­fen. Obwohl durch Ihren Antrag also wie­der nur die höchs­ten Ein­kom­men im Land ent­las­tet wür­den, ist er Ihnen so wich­tig, dass Sie damit nun schon zum drit­ten Mal hier stehen.

Ich fin­de das bemer­kens­wert, lie­be Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen. Des­we­gen möch­te ich mich ein­mal direkt an die Men­schen, die die­se Debat­te ver­fol­gen, wen­den. Sie, die mor­gens früh auf­ste­hen, die Schicht über­neh­men, den gan­zen Laden hier am Lau­fen hal­ten, sich abra­ckern, fra­gen Sie sich ein­mal: Haben Sie mehr als 7.400 Euro im Monat? Haben Sie mit Ihrem Part­ner oder Ihrer Part­ne­rin zusam­men mehr als knapp 15 000 Euro im Monat? Wenn nicht – und das sind 90 Pro­zent der Men­schen in die­sem Land –, dann muss Ihnen eines klar sein: Für Sie arbei­tet die­se AfD nicht! Der gro­ßen Mehr­heit der arbei­ten­den Bevöl­ke­rung hilft die­ser Antrag nicht!

Die AfD behaup­tet zwar, die Par­tei des klei­nen Man­nes zu sein – das hören wir ja immer wie­der, aber wenn es um die Inter­es­sen der hart arbei­ten­den Men­schen in die­sem Land geht, dann zeigt sie ihr wah­res Gesicht: Sie ist eine radi­ka­le Lob­by­par­tei für Spit­zen­ver­die­ner. Und Ihr Antrag passt in das Bild Ihres Pro­gramms: Erb­schaft­steu­er weg, Spit­zen­steu­er­satz sen­ken, kei­ne Anhe­bung des Min­dest­lohns, und jetzt zum drit­ten Mal wie­der der Soli.

Sie haben es sich gedacht, sehr ver­ehr­te Damen und Her­ren: Wir leh­nen die­sen Antrag ab. Herz­li­chen Dank.“

Bild­nach­weis: Screen­shot von https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7632366#url=aHR0cHM6Ly93d3cuYnVuZGVzdGFnLmRlL21lZGlhdGhla292ZXJsYXk/dmlkZW9pZD03NjMyMzY2&mod=mediathek

Hier ist auch die Rede zu sehen!